BVI fordert gezielte Förderung für Wohnungseigentümergemeinschaften
Sanierung von Eigentumswohnungen kostet bis zu 240 Milliarden Euro
Mit dem Wahlkampf nimmt die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) erneut Fahrt auf. „Was die Politik mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele nicht vergessen darf, sind die rund 9,5 Millionen Eigentumswohnungen in Deutschland“, sagt Thomas Meier, Präsident des BVI Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter e. V. Die Sanierung alter Wohnungen könnte bis zu 240 Milliarden Euro kosten. Dennoch würden Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) im Heizungsgesetz bisher kaum berücksichtigt: Vorgaben, Fristen und Förderprogramme seien unpraktikabel. Auf der Münsteraner Verwalterkonferenz 2025 stellte der Verband deshalb klare Forderungen an die nächste Bundesregierung.
Beim Jahresauftakt in Münster am 23. und 24. Januar 2025 bekräftigte der BVI mit seinen über 800 Mitgliedsunternehmen seine Forderung nach einer praxisnahen Überarbeitung des GEG: „An Mieter, Eigenheimbesitzer und große Wohnungsunternehmen hat der Gesetzgeber gedacht – nicht aber an die Millionen Eigentumswohnungen, die mehr als 25 Prozent des deutschen Wohnungsbestands ausmachen“, betont BVI-Präsident Thomas Meier. Deshalb sei die Gesetzgebung zur energetischen Sanierung samt Fördermöglichkeiten in diesem Bereich in der Praxis kaum umsetzbar. Die hochgerechneten Kosten veranschaulichen die Bedeutung des Themas: Eine umfassende energetische Sanierung kostet im Schnitt bis zu 60.000 Euro je Wohnung*. Würden nur 4 Millionen der 9,5 Millionen Einheiten umfassend saniert, lägen die Investitionen langfristig bei 240 Milliarden Euro – das wäre mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Griechenland.
GEG-Reform mit Augenmaß
Laut BVI ist eine abermalige Reform des GEG unumgänglich; sie muss jedoch mit Augenmaß erfolgen. „Wir brauchen endlich einen praktikablen Rahmen für die Sanierung des Wohnungsbestands. Ohne realistische Vorgaben für Wohnungseigentümergemeinschaften bleibt die Energiewende im Gebäudesektor Stückwerk“, konstatiert Meier. „Schlimmstenfalls wird in zwanzig Jahren die für das Jahr 2045 propagierte Energiewende zum Rohrkrepierer.“ Und diese Blamage könne sich Deutschland angesichts seiner internationalen Verpflichtungen zum Erreichen der Klimaziele kaum leisten. Wichtig sei deshalb, mit Praktikern und Branchenvertretern Maßnahmen für die Modernisierung des Gebäudebestands zu entwickeln, die ökonomisch und ökologisch sinnvoll seien. So seien Wärmepumpen beispielsweise nicht überall installierbar – in alten Gebäuden mit zentraler Gas- oder Ölheizung sei die Umrüstung komplex, teuer und erfordere langwierige Abstimmungen in der WEG. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass trotz des Engagements des Bundeswirtschaftsministeriums im Bestand auch 2024 nur 4,4 Prozent aller Wohnungen mit Wärmepumpen heizten.
Heizungsdebatte beenden
Auf der Münsteraner Verwalterkonferenz 2025, dem ersten großen Branchentreffen des Jahres, machte der BVI deutlich: „Eine neue Bundesregierung steht vor der großen Aufgabe, endlich Ruhe in die Heizungsdebatte zu bringen. Monatelange Unsicherheit, hastige Gesetzesänderungen und unklare Förderstrukturen haben Eigentümergemeinschaften dauerhaft verunsichert und dringend erforderliche Sanierungsprojekte auf Eis gelegt.“ Nach der Bundestagswahl dürfe es nicht bei leeren Worten bleiben: „Deutschlands Wohnungseigentümer und Verwalter wollen den Gebäudebestand fit für die Zukunft machen“, bekräftigt Meier abschließend. „Die neue Bundesregierung hat die Chance, dafür die Weichen zu stellen.“
*Sanierungskosten lt. Studien 600–1.000 Euro pro m², ø Wohnungsgröße: 60 m²
BVI-Präsident Thomas Meier auf der Münsteraner Verwalterkonferenz 2025