Interview mit Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)
Bundestagswahl 2021: Wie positioniert sich der ZIA als Sprachrohr der Immobilienwirtschaft
BVI-Magazin: Sie sind seit März 2021 Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Sie blicken auf eine lange politische Karriere zurück und waren zuletzt Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Welche Erfahrungen aus der Politik sind besonders nützlich für Ihre neue Rolle in der Immobilienwirtschaft?
Oliver Wittke: Politische Abläufe sind mir als ehemaligem Oberbürgermeister, Landesbauminister und Parlamentarischem Staatssekretär natürlich vertraut. Ich weiß aber auch, dass Interessenvertreter gerade dann in der Politik ernstgenommen werden, wenn sie auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Deshalb möchte ich gerne eine Leitbilddebatte in der Branche initiieren.Und schließlich geht es in der Politik wie in der Privatwirtschaft darum, kompromissfähig und verlässlich zu sein. Ich bin mir sicher, so gelingt es uns, in Politik und Öffentlichkeit die Bedeutung der Branche mit 837.000 Unternehmen, 3,3 Millionen sozialversicherten Beschäftigten und 618 Milliarden € Bruttowertschöpfung ins Bewusstsein zu bringen.
BVI-Magazin: Im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 stellt das Thema Wohnen eines der zentralen Themen dar. Wie positioniert sich der ZIA als Sprachrohr der Immobilienwirtschaft?
Oliver Wittke: In der Tat wird Wohnen eines der zentralen Wahlkampfthemen werden. Die Menschen haben hier Anspruch auf eine verlässliche Politik, die die Wohnraumpro- bleme in Deutschland anpackt und löst. Wir als Branche wollen unseren Beitrag dazu leisten, aber es ist uns wichtig, dass eben auch die Politik erkennt: Wohnen muss Chefsache werden! Es darf kein Betätigungsfeld für parteipolitisch motivierte Experimente werden. Gescheiterte Experimente wie der Berliner Mietendeckel dürfen sich nicht wiederholen, schon gar nicht auf Bundesebene. Solche Irrwege schaffen keine neuen Wohnungen. Wir als ZIA setzen auf eine Versachlichung der wohnungspolitischen Debatte und damit auf intelligente Förderung, Anreizsetzung und einen partnerschaftlichen Weg des Dialogs mit unserer Branche.
Wir brauchen mehr Digitalisierung in unseren Planungsprozessen und eine bessere personelle Ausstattung der Baubehörden. Wir dürfen unsere Städte nicht mit Milieuschutzgebieten überziehen, in denen kaum noch modernisiert werden darf. Die Erreichung unserer Klimaziele auch im Immobiliensektor ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ebenso wie die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum im Zuge des demografischen Wandels. Und wir müssen auch das Thema Baukosten, speziell die Baunebenkosten angehen. Diese sind in Deutschland zu hoch und ein Investitionshemmnis. Aber auch sozial- und verteilungspolitisch problematisch: Jungen Familien wird so der Schritt zur eigenen Immobilie immer häufiger versagt. Wir fordern daher eine Absenkung der Grunderwerbsteuer auf bundeseinheitlich 3,5 Prozent, um den Wohnungsbau anzukurbeln.
BVI-Magazin: Mit der Initiative „Wir geben Leben Raum“ will der ZIA sichtbar zur Stärkung des positiven Images der Immobilienwirtschaft beitragen. Welcher Ansatz wird dabei verfolgt und welche Themen und Botschaften stehen im Mittelpunkt dieser Initiative?
Oliver Wittke: Die Initiative will aufzeigen, dass diese Branche in der Tat ganz viele positive Geschichten und Beispiele für ihr verantwortungsvolles Wirken aufzuweisen hat. Wir haben vier Hauptthemen identifiziert: Gemeinschaft, Klimaschutz, Digitalisierung und Karrieren. Der Claim „Wir geben Leben Raum“ zeigt schon, worum es geht. Die Immobilienwirtschaft gestaltet unser Leben sehr aktiv mit; wie wir arbeiten, wie wir wohnen, wie wir einkaufen, wie wir urlauben. Überall gestaltet die Branche die Räume dafür und nimmt darüber hinaus Verantwortung wahr für die genannten Bereiche. Wir setzen zunächst auf eine Präsenz in den sozialen Medien. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter wiederum sollen die Motive und Inhalte verbreiten und eben auf ein gelungenes Miteinander in einem Quartier, auf ein bemerkenswertes digitales Projekt, auf beispielgebende Projekte im Klimaschutz und auf die vielfältigen Job-Möglichkeiten in der Immobilienwirtschaft hinweisen. Es soll Neugier wecken und das Bewusstsein schärfen für die wichtige Rolle der Branche im täglichen Leben.
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Oliver Wittke
Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)
ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.