Interview mit Daniel Föst MdB (FDP)
Daniel Föst: Die neue Ampel-Koalition ist sich einig: Wir müssen den Wohnraummangel in Deutschland beheben und die Angebotslücke schließen, damit Wohnen nicht zum Luxus wird. Die Zielmarke, die wir uns dafür gesetzt haben, ist sehr ehrgeizig. Wir werden jetzt zügig die Weichen stellen, damit mehr, schneller und günstiger gebaut werden kann. Es gilt dabei die unterschiedlichen Anforderungen des urbanen wie des ländlichen Raums im Blick zu haben. Um die ehrgeizigen Ziel zu erreichen, brauchen wir eine Offensive für bezahlbares und nachhaltiges Bauen und Wohnen an der alle Akteurinnen und Akteure beteiligt sind: Genossenschaften, Private, der Staat. Jetzt muss es heißen, Kooperation statt Konfrontation.
Allerdings müssen wir jetzt viele Themen gleichzeitig angehen: Fachkräftemangel, Ressourcenknappheit, neue Technologien und Werkstoffe, serielles und modulares Bauen und Sanieren sowie die Digitalisierung der Branche. Zugleich wollen wir Potenziale in dichtbesiedelten Regionen identifizieren und den Kommunen dabei helfen, die Ressource Boden sinnvoll zu nutzen. In den Städten sollten wir beispielsweise. verstärkt nach oben bauen. All diese Elemente tragen dazu bei, dass wir unser Ziel erreichen können. Dass das Thema ein Schwerpunkt der neuen Regierung ist, sieht man auch daran, dass es nach langer Zeit wieder ein zuständiges Ministerium gibt.
BVI-Magazin: Die Ampel-Koalition hat sich weiterhin darauf verständigt, dass die Baukosten sinken sollen. Was wird unternommen, um dieses Ziel zu erreichen?
Daniel Föst: Wir Freie Demokraten haben uns in den Verhandlungen stark gemacht, dass Bauen nicht noch teurer werden darf, denn wer teuer baut, wohnt auch teuer. Deshalb wollen wir die Baukosten senken, die Planungsverfahren beschleunigen und die Prozesse digitalisieren. Dazu wollen wir beispielsweise die Potenziale des seriellen und modularen Bauens und Sanierens nutzen und die Anpassung der Normungen und Standardisierungen vorantreiben. Zudem wird es einen Bau- und Wohnkosten-Check geben, der aufzeigt, wie sich geplante Normen, Vorschriften und Gesetze auf die Kosten auswirken.
Mit der schnellen Erhöhung der linearen Abschreibung für den Neubau von Wohnraum auf drei Prozent setzen wir in einer Zeit, in der kurzfristig viel Wohnraum benötigt wird, Anreize für diejenigen, die schnell viel bauen können. Wir erkennen damit auch endlich an, dass Gebäude und deren Lebenszyklen sich im Laufe der Zeit stark verändert haben. Eine Abschreibung von drei Prozent trägt dieser Entwicklung Rechnung und gibt Planungssicherheit.
BVI-Magazin: Die neue Regierungskoalition möchte mehr Menschen ermöglichen, in selbst genutztem Eigentum zu wohnen. Was werden Sie tun, damit dies möglich wird?
Daniel Föst: Wir sehen in Wohneigentum viele positive Aspekte. Zunächst ist es der Traum vieler Menschen, in den eigenen vier Wänden zu wohnen. In beinahe jedem anderen Land in Europa ist die Eigentumsquote höher als in Deutschland. Zudem zählt die eigene Immobilie zu einer der sichersten Altersvorsorgen – über Generationen hinweg.
Mit dem Koalitionsvertrag schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass gerade junge Menschen den Schritt ins Eigentum schaffen. Wir ermöglichen den Ländern, einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer einzuführen. Zudem unterstützen wir mit eigenkapitalersetzenden Darlehen sowie Tilgungszuschüssen und Zinsverbilligungen beim Kauf einer Immobilie. So schaffen wir den Menschen gerade zu Beginn der Finanzierung den notwendigen Spielraum. Denn meistens sind nicht die monatlichen Raten das Problem, sondern die Anfangsfinanzierung.
BVI-Magazin: Mit Interesse hat unsere Branche gelesen, dass die Koalition einen echten Sachkundenachweis für Makler, WEG- und Mietverwalter einführen will. Was ist damit konkret gemeint?
Daniel Föst: Bei der Verwaltung einer Immobilie ist heute ein umfangreiches Fachwissen notwendig. Die Anforderungen sind alles andere als trivial und vor allem auch aus finanzieller Sicht oftmals mit einer großen Verantwortung verbunden. Wir wollen den Verwaltern und den Eigentümern mit den entsprechenden Rahmenvorgaben helfen, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Dass ein zertifizierter Verwalter bestellt wird, können Wohnungseigentümer ab Dezember 2022 als Teil der ordnungsgemäßen Verwaltung verlangen – und damit einen Sachkundenachweis. Wir werden prüfen, inwieweit diese Reform ausreicht und wo Nach- beziehungsweise Verbesserungsbedarf ist. Hier freuen wir uns auch sehr auf die Rückmeldungen aus der Praxis.
BVI e. V.
bvi-verwalter.de
Daniel Föst
Daniel Föst, MdB, ist bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und seit 2021 Obmann im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Er war von 2017 bis 2021 Landesvorsitzender der FDP Bayern. Seit 2017 ist er Mitglied des Bundestages und war von 2017 bis 2021 Obmann im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen
Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP)