
365 Tage Novelle des GEG: Ein Jahr „Heizungswende“ im Überblick
Das aktualisierte Gebäudeenergiegesetz (GEG), oft als „Heizungsgesetz“ bezeichnet, trat vor einem Jahr in Kraft und markiert einen wichtigen Schritt in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz im Gebäudesektor. Die Bilanz nach 365 Tagen zeigt, wie sich das Gesetz auf die Praxis auswirkt und welche Herausforderungen und Chancen es für Hausverwaltungen und Gebäudeeigentümer mit sich bringt.
Überblick
Das GEG wurde 2020 ins Leben gerufen, um die bisherige Gesetzgebung zu vereinheitlichen und ambitionierte Klimaziele zu unterstützen. Es fasst das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) zusammen. Ziel des GEG ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien am Wärmemarkt zu steigern. 2024 trat eine Novelle dieses Gesetzes in Kraft, die als „Heizungsgesetz“ in der Öffentlichkeit und der Branche große Wellen schlug.
Kernpunkte des GEG:- Energieeffizienz-Standards für Neubauten und Modernisierung
- Pflicht zur anteiligen Nutzung erneuerbarer Energien
- Fokus auf Modernisierung der Heizungsanlagen
- Das Gesetz definiert zudem Sanktionsmechanismen bei Nichteinhaltung und fordert Energieausweise, um die Energieeffizienz von Gebäuden transparenter zu machen.
Praxisbeispiele – Heizungsanlagen
Die Umsetzung des GEG in den letzten 365 Tagen zeigt, dass die Auswahl der passenden Heizungsanlage eine zentrale Rolle spielt. Das Gesetz definiert mögliche Heizungstypen, erlaubt allerdings auch den rechnerischen Nachweis.
Fern- und Nahwärme
Der Anschluss an ein Wärmenetz ist die einfachste Lösung. In diesem Fall gehen die Pflichten auf den Wärmenetzbetreiber über. Jedoch sind Wärmenetze nur lokal verfügbar und der Ausbau sowie der Anschluss sind nicht immer wirtschaftlich möglich.
Gasetagenheizung
Am aufwendigsten ist die Umstellung bei Etagenheizungen. Entweder müssen diese dezentral die Anforderungen erfüllen, wofür bisher nur wenige Varianten bestehen, oder eine Zentralisierung durchgeführt werden, die erhebliche bauliche Maßnahmen erfordert. Bei Etagenheizungen laufen überdies zusätzliche Fristen, die es zu beachten gilt.
Wärmepumpen
Wärmepumpen gelten als die zukunftssicherste Technologie im Sinne des GEG. Sie nutzen Umweltenergie aus Luft, Erde oder Wasser und zeichnen sich durch hohe Effizienz aus. Besonders in Neubauten und bei guter Wärmedämmung sind sie erste Wahl. Herausforderungen ergeben sich jedoch bei unsanierten Altbauten, da hier die Effizienz oft niedriger ist.
Hybridheizungen
Hybridheizungen kombinieren fossile und erneuerbare Energien, zum Beispiel eine Gasbrennwerttherme mit einer Wärmepumpe. Sie sind vor allem für Bestandsgebäude interessant, bei denen der Austausch der Heizanlage nicht wirtschaftlich oder technisch möglich ist. Hybridheizungen bieten Flexibilität, können jedoch teurer in der Anschaffung sein.
Holz- und Pelletheizungen
Heizsysteme, die auf Holz oder Pellets setzen, sind ebenfalls eine Alternative. Sie eignen sich vor allem für ländliche Gebiete mit guter Verfügbarkeit von Brennstoffen. Allerdings sollte die Umweltverträglichkeit beachtet werden, da der Einsatz von Biomasse mit Emissionen verbunden ist.
Tipps für Gebäudeeigentümer
Das letzte Jahr GEG hat deutlich gemacht, dass es für Gebäudeeigentümer wichtig ist, gut informiert zu sein, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Hier sind einige praktische Tipps:
Variantenvergleich – vorausschauende Planung
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass häufig nur einzelne Lösungen beleuchtet werden. Unsere Empfehlung ist deshalb, zwingend Varianten zu vergleichen, um einen Kostenüberblick verschiedener Technologien zu erhalten.
Diese und weitere Modernisierungsmaßnahmen sollten immer langfristig gedacht werden, da die Kosten dadurch besser kalkulierbar sind. Wenn bereits eine Havarie vorliegt, sind die Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Vergütung der Hausverwaltung
Teilweise haben es Hausverwalter in ihren Verwalterverträgen stehen, teilweise nicht. Wichtig ist, dass der Hausverwalter seinen Mehraufwand vergütet bekommt. Datenübermittlung, Mieter- und Eigentümerkommunikation sind hier nur zwei wichtige Punkte von vielen weiteren.
Energieberater und Fördermittel
Das GEG wird von umfangreichen Förderprogrammen begleitet. Eine professionelle Energieberatung hilft, die spezifischen Anforderungen des Gebäudes zu analysieren und geeignete Modernisierungsmaßnahmen zu identifizieren.
Fazit: Ein Jahr Novelle des GEG im Rückblick
Das erste Jahr des Heizungsgesetzes zeigt, dass die Transformation des Wärmemarkts ein komplexer, aber notwendiger Prozess ist. Für Gebäudeeigentümer bedeutet das Gesetz sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Mit der richtigen Planung, Beratung und Nutzung von Fördermitteln können nicht nur die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, sondern auch langfristig niedrigere Energiekosten gesichert werden. Da es sich um keine geringinvestiven Maßnahmen handelt, empfiehlt es sich, früh die Planung sinnvoller Maßnahmen anzugehen.
In diesem Jahr wird sich zeigen, wie sich angesichts des Regierungswechsels das Gesetz weiterentwickelt und welche regulatorischen Anpassungen erforderlich sind, um die Ziele noch effektiver zu erreichen.
Kontakt

Jonas Richert
ECOOVA ist ein unabhängiges Beratungs- und Planungsbüro und unterstützt die Immobilienwirtschaft im gesamten Bereich der Gebäudeenergie. Dies betrifft sowohl die technische als auch die kaufmännische Objektbewirtschaftung, um die Kunden dabei bestmöglich zu unterstützen.