Neue Regierung, neues Glück?
Alles auf Anfang! Das möchte man der Politik nach der vorgezogenen Bundestagswahl laut zurufen. Noch ist nicht absehbar, in welcher Konstellation sich eine neue Bundesregierung zusammenfindet – wahrscheinlich ist Schwarz-Rot.* Was für mich aber schon jetzt klar ist: So wie bisher darf es in der Wohnungs- und Baupolitik nicht weitergehen. Auch wenn es in der vergangenen Legislaturperiode erstmals nach längerer Zeit wieder ein eigenes Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gab; blieben doch wesentliche Impulse aus. Fazit: Außer Spesen nichts gewesen!
Vermisst habe ich vor allem das Zugehen auf die Branche, den Austausch mit uns Praktikern. Das spiegelte sich dann leider auch in der Gesetzgebung – Stichwort „Novelle des Gebäudeenergiegesetzes“. Unmögliche Fristen, keine Anhörung der Branchenverbände im Bundestag, keine gesicherte Finanzierung und die große Frage: Auf welche Technik soll ich als Verwalter denn nun für meine Wohnungseigentümergemeinschaft setzen? So etwas darf in der neuen Regierungskoalition nicht noch einmal passieren!
Was die Branche von der Politik also erwartet, ist Verlässlichkeit. Die „handwerklichen Fehler“ im Gesetzgebungsprozess, die so mancher Koalitionsvertreter im Nachhinein eingestand, dürfen sich in der jetzt anbrechenden Legislaturperiode nicht wiederholen. Vor allem: Unsere Branche darf nicht weiter die zweite Geige (oder gar kein Instrument) spielen, denn es gibt eben nicht nur Mieter und Eigenheimbesitzer in Deutschland, sondern auch diejenigen, die auf Wohnungseigentum setzen – und das macht immerhin 25 Prozent des Gebäudebestands in Deutschland aus. Dass hier der Sanierungsbedarf gewaltig ist, ist unbestritten. Umso mehr kommt es auf uns Verwalter an, weil wir mit dem Management dieser hochverantwortungsvollen Aufgabe betraut sind.
Wir müssen deshalb den Entscheidungsträgern in Berlin klarmachen: Scheitert die Energiewende im Gebäudebestand, scheitert die Energiewende insgesamt – und damit auch das Erreichen der Klimaziele, zu denen sich Deutschland international verpflichtet hat. Eine solche Jahrhundertaufgabe braucht also nicht rein politische Entscheidungen vom Reißbrett, die bisher leider nur allzu oft von praxisfernen Annahmen ausgingen, sondern die Bündelung aller Kräfte und die Beschäftigung der besten Köpfe. Das sind Wissenschaftler, Ingenieure, Handwerker, aber eben auch Praktiker wie wir Verwalter. Und wir wollen anpacken.
Für mich steht fest: Den Mut zur Veränderung hat die Branche. Nun muss die Politik den Mut zur Veränderung aufbringen – und neu denken.
Ihr
Thomas Meier
Präsident des BVI Bundesfachverbands der Immobilienverwalter e.V.