Die Warmwassertemperatur reduzieren, um Energie zu sparen? Ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit!
Viele versuchen – angefeuert durch Aufrufe aus Politik, Energiewirtschaft und Medien – den Energieverbrauch und damit die Kosten zu senken. Der Wunsch nach Energieeinsparung macht dabei auch vor dem Trinkwasser nicht Halt.
Einige wollen den steigenden Energiekosten Einhalt gebieten, indem sie die Trinkwassertemperaturen reduzieren – ohne sich jedoch über die Folgen im Klaren zu sein. So kann eine solche Reduzierung ungeahnte gesundheitliche Konsequenzen sowie enorme Folgekosten nach sich ziehen.
Gefahr durch Legionellen
Während man bei reduzierten Raumtemperaturen lediglich friert, gefährden zu niedrige Warmwassertemperaturen Leib und Leben. Denn Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 Grad Celsius erhöhen das Risiko, dass sich Legionellen und andere krankheitserregende Bakterien in der häuslichen Trinkwasser-Installation vermehren. Wenn also in der Trinkwassererwärmungsanlage weniger als die in den Regelwerken vorgeschriebenen 55 bis 60 Grad Celsius eingestellt sind, kann aufgrund der Auskühlung auf dem Weg zur Entnahmestelle und im zirkulierenden System die Wassertemperatur auf unter 50 Grad Celsius sinken und das Wachstum von Legionellen und anderen krankheitserregenden Keimen befördern, denn Legionellen sterben erst bei mehr als 55 Grad Celsius ab, und nur bei über 60 Grad Celsius genügend schnell.
Differenzierte Betrachtung erforderlich
Jede Trinkwasser-Installation ist genau auf die Erfordernisse des Gebäudes abgestimmt und muss zum hygienisch sicheren Betrieb auch dauerhaft innerhalb dieser Rahmenbedingungen betrieben werden, um einwandfreies Trinkwasser zu liefern. Unbedachte Eingriffe sind gesundheitsgefährdend und gegebenenfalls mit unkalkulierbaren Folgekosten verbunden. So lässt sich eine Kontamination mit krankmachenden Mikroorganismen nur mit erheblichem technischem oder organisatorischem Aufwand bekämpfen. Will man dann die Anlage wieder in Betrieb setzen, sind beispielsweise aufwendige Gefährdungsanalysen, Reinigungen, Desinfektionen und Sanierungen erforderlich. Die Kosten dafür können den Spareffekt schnell übersteigen.
Ebenso wenig zulässig ist ein zeitlich eingeschränkter Betrieb der Trinkwassererwärmung mit Zirkulation oder ein Betrieb mit Temperaturen unter 60 Grad Celsius bis 55 Grad Celsius in Großanlagen. Entgegen der landläufigen Meinung wirkt eine tägliche temporäre Senkung der Temperatur auch kaum energiesparend, da für deren spätere Erhöhung ungleich mehr Energie eingesetzt werden muss.
Mögliche Lösungen aus dem Dilemma
Anforderungen und Hilfe zur Außer- und Wiederinbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen enthält die Expertenempfehlung VDI/DVQST EE 3810 im Blatt 2.1. Eine fachgerechte Außerbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen obliegt ausschließlich geschultem Fachpersonal, das feststellt, welche Maßnahmen im Einzelfall möglich sind. Wird in Trinkwasser-Installationen zum Beispiel über einen längeren Zeitraum kein Warmwasser benötigt, kann das Warmwassersystem vollständig abgeschaltet werden. Dabei sollte jedoch für eine aktive Auskühlung durch Ausspülen der Warmwasserspeicher und der Rohrleitungen mit Kaltwasser gesorgt werden, da langsames Auskühlen zwischen 20 Grad Celsius und 50 Grad Celsius das Bakterienwachstum fördert.
Auch Anlagen, die nur teilweise außer Betrieb genommen werden sollen, brauchen überall einen regelmäßigen Wasseraustausch, damit kein Wasser in den Leitungen steht und seine Trinkwasserqualität verlieren kann: Auch bei abgeschalteter Trinkwassererwärmung muss die Zirkulationspumpe das Wasser umwälzen und auch das (dann kalte) Wasser der Warmwasserleitungen regelmäßig durch Entnahme oder Spülung ausgetauscht werden. Das Ausspülen der Leitungen ist dabei keine Wasserverschwendung, sondern die notwendige Simulation der bestimmungsgemäßen Nutzung.
Energiesparpotenzial bei kleineren Anlagen
Kleinere Anlagen, zum Beispiel in Wohnungen mit Gasthermen, Durchlauferhitzern oder Kleinspeichern, sind beim Energiesparen im Vorteil, denn sie lassen sich mit wenig Aufwand auch zeitweise außer Betrieb nehmen. In jedem Fall gilt: Wenn man mehrere Tage kein Warmwasser benötigt, ist es besser, die Erwärmung komplett abzuschalten, als sie bei niedrigen Temperaturen weiterlaufen zu lassen. Am meisten Energie spart jedoch, wer Leitungen und Einbauteile ordnungsgemäß dämmt, auf klein dimensionierte Anlagen setzt und die Systeme richtig einreguliert und instand hält.
Um langfristig einen nachhaltigen, wirtschaftlichen und damit energiesparenden Betrieb von Warmwasseranlagen zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Instandhaltung unabdingbar. Verkalkte Wärmetauscher, überdimensionierte Anlagen und Leitungen, alte Pumpen, hydraulisch nicht abgeglichene sowie unzureichend gedämmte TrinkwasserInstallationen lassen den Energieverbrauch und die Energiekosten unnötig steigen. Technische Verbesserungen der Anlage tragen dagegen erheblich dazu bei, die vorhandenen Energiequellen effizienter zu nutzen. Bei Generalsanierungen sollte auf eine schlankere Dimensionierung der Rohrleitungen und energieeffiziente Trinkwassererwärmer geachtet werden.
Fazit
Energie sparen bedeutet nicht zwangsläufig auch Kosten sparen. Energie sparen kann nur, wer überlegt und informiert handelt. Unüberlegte Eingriffe, zum Beispiel die Senkung der Warmwassertemperatur, können langfristig nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Gesundheit teuer zu stehen kommen.
Deutscher Verein der qualifizierten
Sachverständigen für
Trinkwasserhygiene e. V.
www.dvqst.de