
Tipps für mehr Sicherheit in Mehrfamilienhäusern
Kleines Brandschutz-ABC für Immobilienverwalter
Mehrfamilienhäuser bieten ihren Bewohnern beim Brandschutz ein sicheres Zuhause, besonders wenn sie überwiegend aus nicht brennbaren Materialien gebaut und mit diesen gedämmt wurden. Dennoch: Alle zwei bis drei Minuten brennt es in einer deutschen Wohnung. Die amtliche Statistik weist seit vielen Jahren zwischen 300 und 400 Brandtote im Jahr aus. Hauptursachen sind zu 31 Prozent die Elektrik und die mit ihr betriebenen Haushaltsgeräte, menschliches Fehlverhalten mit 19 Prozent sowie mit je 9 Prozent Überhitzung und Brandstiftung.
Wer als professioneller Immobilienverwalter die Brandrisiken in den von ihm betreuten Wohnhäusern minimieren möchte, sollte regelmäßig mit den Hausbewohnern im Gespräch sein und an deren Eigenverantwortung appellieren. Denn gerade im Verhalten der Bewohner liegt ein wichtiger Schlüssel für mehr Sicherheit.
Verbesserungspotenzial erkennen
Sucht man als Immobilienverwalter nach Verbesserungspotenzial in puncto Brandschutz, findet man in Mehrfamilienhäusern oftmals ähnliche Situationen vor. So verständlich es ist, dass es Bewohnern gerade in mehrgeschossigen Häusern ohne Aufzug schwerfällt, Kinderwagen, Fahrrad, E-Bike und Co. in den Keller oder die Wohnung zu schaffen: Vorplätze, Hauseingänge, Treppenhäuser, Zwischenpodeste müssen jederzeit frei und sicher benutzbar sein. Was nutzt es, wenn die Immobilienverwaltung zusätzliche Feuerlöscher anbringt und diese regelmäßig gewartet werden, sie aber im Ernstfall zugestellt und nur schwer erreichbar sind? Bei einem Brand dient das Treppenhaus als erster baulicher Rettungsweg und muss deshalb mit einer Durchgangsbreite von mindestens 1,20 Meter freigehalten werden.
Einbruchschutz versus Brandschutz
Manche Bewohner glauben, durch eine verschlossene Haustür besser gegen Einbrüche geschützt zu sein, andere befürchten im Notfall nicht rechtzeitig ins Freie zu gelangen. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes enthalten zwar viele Mietverträge und Hausordnungen die Pflicht, nachts die Haustür abzuschließen. Es gibt dazu allerdings keine gesetzliche Regelung. Da auch die Rechtsprechung in diesem Punkt unterschiedlich ist, besteht der beste Kompromiss aus Einbruchschutz und Brandschutz im Einbau eines sogenannten Panikschlosses, wodurch sich bei einem Brand die abgeschlossene Haustür von innen öffnen lässt. Denn zur Sicherheit sollte sich die Haustür jederzeit ohne Schlüssel von innen in Fluchtrichtung öffnen lassen.
Das Treppenhaus als erweiterte Wohnung
Eine weitere, häufig anzutreffende Situation betrifft die Treppenabsätze. Viele Mieter nutzen sie so, als wären sie Bestandteil ihrer Wohnung. Neben einer tolerierbaren Fußmatte finden sich dort oft Teppiche und Wandbehänge, prall gefüllte Schuhschränke, vollgehängte Garderoben, großflächige Bilder, Dekorationsmaterial sowie Stapel von Altpapier. Aus Sicht des Brandschutzes sind das alles sogenannte Brandlasten – Gegenstände, die einem Feuer zusätzliche Nahrung geben und für eine schnelle Brandausbreitung sorgen können. Ähnlich angefüllt mit leicht brennbaren Materialien präsentieren sich zahlreiche Balkone: Von Kunststoffmöbeln über Kleintierkäfige mit entsprechendem Einstreumaterial, leeren Plastik-Pfandflaschen bis zu Gasflaschen für den Grill reicht die Bandbreite – brandgefährlich, sollte hier zum Beispiel eine brennende Kerze umfallen oder eine noch glimmende Zigarettenkippe den Mülleimer entzünden. Ein weiterer Gefahrenherd sind in der Wohnung betriebene Elektrogeräte. Sie sollten nur sachgemäß verwendet und bei einem Defekt von der Steckdose getrennt und ersetzt werden. Billiggeräte sind häufig schlecht verarbeitet und entsprechen nicht den Sicherheitsanforderungen, deren Einhaltung an GS-, VDE- oder TÜV-Siegeln zu erkennen sind.

Grafik: © bvbf
Bewohnern Angebote machen
Wer die geschilderten Brandrisiken vermeiden möchte, sollte versuchen, die Hausbewohner dafür zu sensibilisieren. Allein auf bestehende Vorschriften hinzuweisen, kommt jedoch oft nicht gut an. Stattdessen sollten die Zusammenhänge erklärt werden, damit die Bewohner selbst erkennen, wie sie mit wenigen Verhaltensänderungen die Brandsicherheit ihres Zuhauses deutlich erhöhen können. Unterstützung bietet dabei vielerorts die Feuerwehr, die oft auch bereit ist, ihr Brandschutzwissen an Ort und Stelle weiterzugeben. Überlegenswert sind auch die Bereitstellung von Feuerlöschern in den Wohnungen und Angebote zur Unterweisung in deren Handhabung. Das trägt übrigens nicht nur zur Steigerung des Problembewusstseins bei: Löschen Bewohner einen Brand schon in der Entstehungsphase, kann das die massiven finanziellen Folgen eines größeren Brandes vermeiden und vor allem Leben retten – und damit dafür sorgen, dass es künftig deutlich weniger als 300 bis 400 Brandtote im Jahr gibt.
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AXEL HAAS
Dipl.-Ing. AXEL HAAS ist Geschäftsführer des Deutschen Instituts für vorbeugenden Brandschutz e. V. (DIvB). Das DIvB ist Partner der Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft in allen Fragen rund um den vorbeugenden Brandschutz. Die Schnittmenge aus Fachwissen, praxisorientierter Forschung und einem fachlichen Netzwerk zeichnen das DIvB aus. Mit dem Ziel, Innovationen zu schaffen, engagieren sich Planer, Errichter, Brandschutzbeauftragte sowie Brandschutz-Fachbetriebe und -Hersteller zugunsten eines positiven Beitrags zum Gemeinwesen.
Deutsches Institut für vorbeugenden Brandschutz e. V. (DIvB)